Sonntag, Dezember 25, 2005

Xavier Naidoo – „Telegramm für X“
Klasse trotz Masse!

Xavier Naidoo ist nicht nur Deutschlands Soul-Papst, er ist auch ein echter Akkord-Arbeiter. Nur kurz nach dem Album der Söhne Mannheims und großen Tour steht jetzt mit „Telegramm für X“ sein neues Solo-Album in den Läden.

Das Album ist die erste Zusammenarbeit mit dem Produzenten Philippe van Ecke. Dieser neue Arbeitspartner schlägt sich auch in der Musik wieder: „Telegramm für X“ ist anders als seine Vorgänger. Drum’n’Bass-Elemente treffen auf deutschen Soul, verbinden sich zu einer ungewöhnlichen und gewöhnungsbedürftigen, aber großartigen Einheit. Der Erfolg gibt den beiden Recht: Bereits zwei Wochen nach Veröffentlichung wurde das Album in Deutschland mit Doppel-Platin ausgezeichnet.

Schon die Singleauskopplung „Dieser Weg“ schoß hoch in die Charts, der Text hat es in sich. Geschrieben für sein Patenkind Elijah, soll der Song Mut machen für schwere Zeiten.

Das wunderschöne „Bitte frag mich nicht“ bekommt eine noch tiefere Bedeutung, wenn man sich Xaviers Privatleben anschaut. Nach vielen vielen Jahren trennte er sich von seiner Freundin Steffi und ist inzwischen neu verliebt. Ob dieser Song von dieser Trennung handelt, ist jedoch nicht bekannt.

Mit „Oh My Lady“ gelingt dem Mannheimer Soul-Poeten erneut eine großartige Liebesballade. Kaum ein anderer deutscher Sänger ist in der Lage, seiner Stimme dermaßen viel Gefühl zu verleihen wie der berühmteste Sohn Mannheims.

Doch er nutzt seine Stimme nicht nur für Liebeserklärungen, sondern auch, um Kritik zu äußern: „Abgrund“, ein Song, den Xavier als Teil der Formation Fourtress mit Bintia, Billy Davis und dem Rapper Tone einspielte, äußert sich kritisch gegen Politiker und ihre Arbeit. Texte wie „Ich hab kein Bock auf Eure ungerechten Steuern, genauso gut könnt ich mein Geld im Backofen verfeuern“ sprechen klare Worte – und dennoch bleibt Xavier seiner Heimatstadt Mannheim treu, zahlt weiterhin Steuern in Deutschland. Selten war Kritik so tanzbar und so eingängig wie bei Xavier Naidoo.

Auch die der CD beiliegende Bonus-DVD hat es in sich: Xavier serviert seinen Fans eine komplette Show von 170 Minuten Laufzeit. Allein sieben Videoclips zu den aktuellen Songs sind zu sehen, außerdem Comedy und Xavier in nie geahnten Rollen.

Pleitegeiger meint: Xavier hat sich mal wieder selbst übertroffen! Obwohl er im Akkord Platten veröffentlicht, bleibt die Qualität keinesfalls auf der Strecke. Im Gegenteil! „Telegramm für X“ ist nicht nur ein großartiges Album – auch an den kritischen Texten und der umfangreichen Bonus-DVD könnte sich so mancher Kollege ein Beispiel nehmen.

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Madonna – „Confessions On A Dancefloor“
Mit der eigenen Mutter in der Disco

Sie ist ein lebender Mythos: Madonna Louise Ciccone, besser bekannt als Madonna. Mit Songs wie „Like A Virgin“ und „La Isla Bonita“ schrieb sie Musikgeschichte, seit über 20 Jahren führt sie die Charts an. Ihre Konzerte sind ruck-zuck ausverkauft und sie sorgte immer wieder für Skandale. Nun kehrt sie, 47jährig, mit dem Album „Confessions On A Dancefloor“ zurück auf die Bühnen dieser Welt.

Wie der Titel des Longplayers bereits vermuten läßt: Madonna macht jetzt in Dance-Musik. Als erste Singleauskopplung stürmte der Smash-Hit „Hung Up“ die Charts. Ein Sample aus dem ABBA-Klassiker „Gimme Gimme Gimme“ sorgt für bekannte Klänge, der Sound ist treibend und geht direkt ins Tanzbein. Madonna wiederholt gebetsmühlenartig die Zeile „Time Goes By So Slowly“. Doch im Fortlauf des Albums muß man erkennen: Die Zeit ist auch an Frau Ciccone nicht spurlos vorbeigegangen. Auch, wenn sie – wie im Booklet zur CD eindrucksvoll zu sehen ist – für ihr Alter einen beeindruckend knackigen Körper hat.

Aber schließlich geht’s bei „Confessions On A Dancefloor“ in erster Linie um Madonnas Musik und nicht um ihren Hintern. Bereits der zweite Albumtrack, „Get Together“ sinkt im Niveau. Wo „Hung Up“ noch treibend-frisch war und Lust zum Tanzen machte, ist „Get Together“ zu synthetisch, zu beliebig, zu austauschbar.

So setzt es sich Stück für Stück fort – ein mittelmäßiger Dance-Track reiht sich an den anderen. Einzig die Tatsache, daß die Sängerin Madonna heißt, macht ihn auch nicht origineller. Es gibt keine eingängigen Popsongs mehr, keine Balladen, keine Abwechslung. Madonna zeichnete sich schon immer durch ihre optische Wandlungsfähigkeit aus – ihre Haare waren mal blond, mal braun, mal rot. Jetzt zeigt sie sich auch musikalisch flexibel und schlägt eine für sie eher neue Richtung ein. Doch leider ist nicht alles, was neu ist, zwingend gut.

Die Titel des neuen Albums sind, für sich gesehen, alle annehmbar, tanzbar, innovativ. Doch als Album verkommt „Confessions On A Dancefloor“ zu einem der mittelmäßigen Madonna-Alben. Es ist zu dancelastig, zu einseitig und Dauer zu langweilig. Es ist ein wenig so, wie wenn man mit seiner Mutter, die längst die Mitte vierzig überschritten hat, in die Disco geht. Es ist irgendwie peinlich – und gleichzeitig ist man doch ziemlich beeindruckt, daß man so eine coole Mutter hat…

Pleitegeiger meint: Als CD für lange Autobahnfahrten oder als Standard-Werk eines DJs ist „Confessions On A Dancefloor“ sicherlich unverzichtbar. Für abwechslungsreiche Welthits oder um eine Privatparty in Schwung zu bringen, kann man jedoch nach „Hung Up“ getrost zu den alten Madonna-Krachern übergehen.

Montag, Dezember 05, 2005

Limp Bizkit – „Greatest Hitz“
Das wohl letzte Album der Crossover-Helden

Als Crossover-Band haben sich Limp Bizkit weltweit in die Herzen der Fans gespielt und über 31 Millionen Platten verkauft. Nun veröffentlichen Sie ihre „Greatest Hitz“ mit 14 ihrer größten Hits und drei bisher unveröffentlichten Songs.

Vermutlich ist „Greatest Hitz“ das letzte Album von Limp Bizkit. In letzter Zeit wendete Frontman Fred Durst sich der Schauspielerei zu. Sein erster Film kam eher unfreiwillig an die Öffentlichkeit – ein Computerfachmann, der Dursts PC reparierte, entdeckte auf der Festplatte einen Privat-Porno des Ex-Tätowierers und verbreitete ihn per Internet. Seit Sommer 2005 steht er nun für den Horror-Thriller „Population 436“ vor der Kamera.

Zum Abschied von den Bühnen der Welt packten die fünf Amerikaner ihren Fans aber ein schönes Abschiedspaket. Der Knaller „Rollin'“ fehlt ebensowenig wie der eher ruhige Smash-Hit „Behind Blue Eyes“. Die neuen Songs haben es in sich. Die aktuelle Single „Home Sweet Home/ Bittersweet Symphony“ ist eine großartige Kreuzung aus „Home Sweet Home“, einem Song von Mötley Crue, der Band um Pam Andersons Ex-Ehemann Tommy Lee, und dem The Verve's-Hit „Bittersweet Symphony“.

„Greatest Hitz“ demonstriert eindrucksvoll, daß Limp Bizkit die Mitbegründer des Crossover waren. Songs wie das verpunkte George-Michael-Cover „Faith“, das HipHop-geprägte „N 2 Gether Now“ mit Wu-Tang-Clan-Mitglied Method Man oder der „Mission: Impossible“-Knaller „Take A Look Around“ werden bleiben, auch wenn Limp Bizkit abtreten.

Pleite meint: „Greatest Hitz“ ist ein Muß für alle Crossover-Fans. Bei Fred Durst scheiden sich die Geister – die Musik ist jedoch unbestritten großartig!